Firma Mustermann
 

Weltpremiere im Geschichten Palast!

Unter meiner Anleitung hat im Begegnungszentrum des Frankfurter Verbands in Nieder-Eschbach eine Seniorengruppe mit viel Spaß gemeinsam eine märchenhafte Geschichte geschrieben. 

Hier das Ergebnis:




Märchen Mix mit roten Rosen
Es war einmal eine heute berühmte Rentnertruppe, der man übel mitgespielt hatte: Die Bremer Stadtmusikanten. Ein Esel, der jahrelang fleißig die Säcke zur Mühle getragen hatte, wurde vom Müller vom Hof gejagt als er nichts mehr tragen konnte. Einem treuen Wachhund erging es ähnlich, als er alt und zahnlos war. Die Katze, die jahrelang brav alle Mäuse verjagt hatte, sollte das Fell über die Ohren gezogen bekommen, weil sie im Alter keine Mäuse mehr fangen konnte. Und der arme Hahn sollte gar zur Suppe verarbeitet werden, als er in die Jahre gekommen war. Die Tiere aber hatten sich zusammengetan und beschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Sie wollten nach Bremen gehen um dort ein glücklicheres Leben als Stadt Musikanten zu führen.
Allein es kam zunächst einmal anders. Sie schafften den Weg nicht an einem Tag und mussten die Nacht im Wald verbringen, hungrig und traurig. Aber das Märchen wendet sich.
Der Hahn entdeckte in einem Haus im Wald eine fröhliche Räubertruppe an einem reich gedeckten Tisch. Die Tiere schafften es, die Räuber zu verjagen und waren ganz im Glück. Sie aßen sich endlich einmal richtig satt und zechten wie noch nie. In Feierlaune begannen sie dann zu musizieren, sodass man es weit in den Wald hinein hörte.
Und dann nahm die Geschichte ihren Lauf. Denn im Wald war das Rotkäppchen unterwegs. Und als sie die Musik der Bremer Stadtmusikanten hörte, fühlte sie sich magisch angezogen. Strahlend erschien sie im Haus der Räuber, wo ja inzwischen die Tiere zechten. Diese luden sie sofort zum Essen ein. Alle waren von dem hübschen Mädchen verzaubert. Der Hahn, der Sänger der tierischen Musikanten, verliebte sich sofort in Rotkäppchen und schmachtete:
„Rote Lippen musst du küssen, denn zum Küssen sind sie da. Rote Lippen sind dem Himmel ja so nah!“ Dann flog er zum Himmel und wieder zu Rotkäppchen hinab, elegant wie nie zuvor ein Hahn geflogen war. Klar, dass Rotkäppchen darüber die Großmutter vergaß und sich mit den Bremer Stadtmusikanten auf dem Weg nach Bremen machte.
Auf dem Weg durch den Wald traf die Truppe natürlich nochmals auf die Räuber. Man erzählte sich gegenseitig die schwierigen Lebensgeschichten und beschloss dann, gemeinsam vor das Bremer Rathaus zu ziehen. Die bunte Truppe stimmte fröhlich: „Im Wald da sind die Räuber…“ an und verfolgte den Abenteuer-Kurs.
Rotkäppchen aber fiel plötzlich ein, dass sie die Oma vergessen hatte. Da es sich um eine sehr moderne Oma handelte, griff Rotkäppchen zum Handy und rief die Oma an. Diese war sofort bereit mit vor das Bremer Rathaus zu ziehen. Sie bat sich lediglich ein wenig Zeit aus, um sich schick zu machen, denn die Großmutter wollte mit dem Jäger kommen. Einem jungen schneidigen Mann, wie sie Rotkäppchen zuflüsterte. Rotkäppchen freute sich sehr.
Die Nachricht vom Abenteuer der bunten Truppe sprach sich im Wald noch weiter herum. So schlossen sich die sieben Zwerge an. Seitdem Schneewittchen die Zwerge für den Prinzen verlassen hatte, waren die sieben fleißigen Kerlchen sehr depressiv. Nun packten sie ihr Rucksäcke und beschlossen ab jetzt den Musikern Gutes zu tun.
Vor dem Bremer Rathaus angekommen, war die Freude groß. Viele Neugierige erwarteten die märchenhafte Truppe. Die Musiker stimmten sich ein. Die ersten Lieder ertönten. Die Stimmung war absolut märchenhaft. Zuschauer und Akteure spürten die unglaubliche Kraft der gemeinsamen Aktion. Und als dann auch noch Rotkäppchens Großmutter erschien, am Arm des Jägers, der den Wolf an der Leine führte, da sangen alle inbrünstig gemeinsam: „Ein Jäger aus Kurpfalz“.
Viele Stunden lang sang und tanzte man gemeinsam auf dem Rathaus Platz in Bremen. Die sieben Zwerge schenkten köstlichen Rotwein aus. Der absolute Höhepunkt war dann der Auftritt einer Prinzessin – wie immer im Märchen. Das wunderschöne Dornröschen war von der großartigen Aktion geweckt worden und warf Rosen vom Dach des Rathauses in die Menge. Die Bremer Stadtmusikanten sangen zum märchenhaften Rosenregen inbrünstig: „Für dich soll es rote Rosen regnen.“
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann erinnern sich alle immer mal wieder an die Kraft des gemeinsamen Musizierens und Tanzens.


Februar 2024


Dieses Märchen wurde im KiFaz am Bügel am 23. April 2024 anlässlich der Einweihung des ersten Kinder-Bücherschranks in Frankfurt von neun Kindern gemeinsam geschrieben. 


Das Geheimnis der Bücher
Samir, Joy und Mia waren echt schlecht drauf. Deshalb hatten sie Stunk auf dem Hof angefangen und die anderen mit Hagebutten beworfen. Frau Schneider hatte das gesehen und gesagt, dass sie sofort aufhören sollten. Sie hatten aber nicht aufgehört. Das gab Ärger. Frau Schneider motzte sie ordentlich an. Das wäre ja noch gegangen, aber dann schickte sie die drei in den neuen Bücherschrank und sagte sie dürften erst wieder rauskommen, wenn sie das Geheimnis der Bücher aufgedeckt hätten.
Das Geheimnis der Bücher? Was soll denn das sein? Sind Buchstaben drin, oder was? Wie soll man denn das rausbekommen? Irgendwie hatte den Kinder das gerade noch gefehlt. Samir hat Stress zuhause. Alle sind traurig, weil Oma sehr krank ist. Er würde gern einfach mal wieder was Lustiges erleben. Lustlos blickt er in den Bücherschrank. Aber jetzt muss er auch noch das Geheimnis der Bücher rausbekommen. Joy träumt gern. Sie fragt sich, was man alles so machen könnte. Fragt sich, was sie mal so erleben wird. Fragt sich, was sie mal ausprobieren könnte. Aber das Geheimnis der Bücher? Keine Ahnung!
Mia findet es gar nicht so „unspannend“ das Geheimnis der Bücher aufzudecken. Sie sieht sich im Bücherschrank um. Plötzlich entdeckt sie – kaum zu glauben – ein Faultier. Mia kann es nicht fassen. Laut fragt sie: „Was machst du denn hier? Faultiere können doch nicht lesen!“ Das Tier antwortet: „Ich bin ja auch kein Faultier, ich bin ein Schlautier!“ „Wie? Was? Verstehe ich nicht!“ sagt Mia. Das pelzige Tier kommt hinter dem dicken Dino Buch, das es gerade liest, hervor und erklärt: „Immer, wenn ich nicht schlafe, bin ich hier im Bücherschrank und lese, und lese.“ „Und was liest du so?“ fragt Joy, jetzt neugierig geworden. Stolz antwortet das Schlautier: „Bücher über Krokodile, Haie, Löwen, Tiger, Giraffen, Fische, Igel, Eichhörnchen, Hasen...“ Jetzt ist sogar Samir beeindruckt: „Also lauter Tierbücher, darüber, wie die so leben?“ Und Joy ergänzt: „Also, wie deren Welt so aussieht?“
„Kapiert, ihr seid schlau!“ lobt das Schlautier die Kinder. „Leider nicht schlau genug“, mischt sich Mia ein. „Wir sollen nämlich das Geheimnis der Bücher rausfinden und da haben wir keinen Schimmer. Kannst du uns da vielleicht helfen? Du bist doch Bücher Profi.“
„Klar!“ sagt das schlaue Faultier und gibt den Kindern einen großen Schlüssel. „Bücher sind Schlüssel in andere Welten.“ Die drei schauen sehr erstaunt. Dann jubelt Mia: „Das heißt, wenn man ein Buch aufschlägt, ist das so, als betritt man eine andere Welt. Also, wenn du zum Beispiel ein Krokodilbuch liest, fühlst du dich als wärst du in Afrika?“ „Du hast es kapiert“, antwortet das Schlautier. Plötzlich ist Samir begeistert: „Also kann ein Buch auch ein Schlüssel in eine richtig lustige Welt sein! So eins hole ich mir jetzt aus dem Bücherschrank.“ „Und ich suche mir ein Buch, das mir das Traumland aufschließt.“ freut sich Joy.
Als Frau Schneider eine Stunde später zum Bücherschrank kam, sah sie ein lesendes Faultier und drei lesende Kinder. Keiner bemerkte sie. Alle waren in einer anderen Welt. Da wusste Frau Schneider, dass die Kinder das Geheimnis der Bücher rausgefunden hatten: Bücher sind Schlüssel in andere Welten!